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Der Alte

Der Alte

“Biologisch ist der »Alte«, Alfred Torgler, eigentlich noch gar nicht so alt. Dennoch: 20 Jahre im Kohlenbergbau, seine Scheidung, der Tod seiner Eltern, vor allem der seiner Mutter, haben erkennbar an seinen körperlichen und seelischen Kräften gezehrt. Die Stilllegung seiner Zeche hat aus dem ausgebildeten Steiger einen ungelernten Arbeiter gemacht, der bei der Suche nach einer neuen Existenz hart auf die Probe gestellt wird. Verwandtschaftliche Beziehungen haben ihn schließlich zum Malerberuf Zuflucht nehmen lassen. In Berlin bewohnt er die hinterlassene 3-Zimmer-Wohnung seiner Mutter. 

Nach Auflösung des verwandtschaftlichen Betriebes muss Torgler sich nun im freien Wettbewerb behaupten. Obwohl er nur angelernt ist, findet er Arbeit bei der Firma Seiler. Seine neuen Kollegen arbeiten allerdings nur im Gruppenakkord, das heißt, nach einem Leistungslohn, bei dem sich der Lohn des einzelnen Arbeiters nach der Leistung des Teams richtet. Diesem System ist Torgler nicht mehr gewachsen. Seine Lunge vor allem macht Schwierigkeiten, das Tempo mitzuhalten. Er bekommt sehr bald Ärger mit seiner Gruppe. Er sucht Halt in der Kneipe, und er sucht Verbündete, da er in ständiger Angst vor Zurückstufung und Entlassung lebt. Sein nach ihm in die Firma eingetretener Kollege, Manfred Nöll, ist zufällig auf Wohnungssuche und aufgrund seiner Jugend und seinem flotten Auftreten vor den anderen der geeignete Partner. Torgler nimmt ihn zur Untermiete in seine Wohnung. In der Tat gibt ihm Nöll wieder Auftrieb - zwischen den beiden entsteht eine nahezu freundschaftliche Beziehung -, bis sich immer stärkere Differenzen und Reibungen ergeben - zu Hause wie im Betrieb. Mit unentrinnbarer Zwangsläufigkeit führen sie zu einem blutigen Ende..... “

    (Aus der Broschüre Das Fernsehspiel im ZDF, Dezember 1974 - Februar 1975, Seite 39, herausgegeben vom Zweiten Deutschen Fernsehen, Informations- und Presseabteilung)

 

 

Nürnberger Nachrichten v. 18. 2. 75

“Das Thema war gewiß nicht neu, verlor in dem Film aber dennoch nicht an Eindringlichkeit. Das lag vor allem an der sehr realistischen, zum Teil dokumentarisch anmutenden Darstellung dieses langsamen menschlichen Zusammenbruchs. Der Zuschauer blieb glücklicherweise von falschen Sentimentalitäten verschont. Hier stimmt jeder Ton, sowohl im Drehbuch als auch in der schauspielerischen Leistung.”

 

Frankenpost v. 19. 2. 75

“Seine Vereinsamung steht mit seiner Arbeitssituation durchaus im Zusammenhang, denn mit seinem Beruf hat der Ex- Bergmann, der sich als Anstreicher durchzuschlagen versucht, auch seinen Lebensraum verloren: Er ist ein Entwurzelter. Sehr realistisch, sehr unsentimental schildern Autor Korn und Regisseur Rainer Wolffhardt die alltägliche Tragödie in einer inhumanen Arbeits- und Freizeitwelt, auf deren Brutalität der »Alte« schließlich auch brutal reagiert.”

 

Münchener Merkur v. 19. 2. 75

“Ein sorgfältig, leise und genau situiertes Psychogramm, eine Situationsbeschreibung, die mit einem Knalleffekt endet, der berechenbar war: Renke Korn schaffte es mit seinem von Rainer Wolffhardt behutsam inszenierten Fernsehspiel »Der Alte« ( ZDF ) das Bild eines Menschen zu zeichnen, der durch Berufs- und Arbeitswechsel, aber auch durch persönliches Mißgeschick den Kontakt zu seiner Umwelt verloren hat, durch fremdes und eigenes Verschulden nicht mehr integrierbar erscheint, der »alt« ist, nicht seiner 55 Jahre wegen, sondern weil er unbeweglich und enttäuscht ist.

Herbert Stass spielte diesen Typus mit seiner Unbeholfenheit, seiner väterlichen Fürsorge, seiner nicht bös gemeinten Aufdringlichkeit, seiner Pedanterie und Gebrochenheit fast etwas zu kühl, redlich aber und glaubhaft.

In Claus-Theo Gärtner fand er einen ebenbürtigen Partner, der der Figur des Jüngeren, Verständnisvollen und sympathisch Begütigenden, aber naturgemäß auch Egoistischen kräftige Kontur verlieh.

Auch: ein Männerdrama, angedeutet eine hoffnungslose, weil nicht auslebbare Liebesgeschichte, und ein bemerkenswerter Krimi. Eines der überzeugendsten Fernsehspiele der letzten Zeit.”

 

 

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