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Die Überlebenden

Die Überlebenden

Frankfurter Rundschau v. 26.4.67

“Der Widerstandskämpfer Perutz - Hans Brenner als unbeirrbarer dunkelhaariger Siegfried - versucht vergeblich, zwei ehemalige Schulfreunde zum Kampf gegen die braunen Machthaber zu bewegen. Der Architekt Beck hat sich längst für die Protektion des neuen Regimes entschieden, obwohl er seine eigene ´Gefälligkeitsarchitektur` ablehnt. Bertram ist als Journalist bereits ein gleichgeschalteter Phrasendrescher, nicht nur harmloser, bequemer Opportunist wie Beck, sondern gefährlicher Fanatiker. Um seine eigene Haut zu retten, ist er schließlich bereit, den Mann des Widerstandes zu denunzieren.

Ein straff gespannter Handlungsboden reiht Szene an Szene, durchschnittliches Gebrauchstheater, jedoch ohne nennenswerte Höhepunkte, abgesehen vom Auftritt eines Bonzen, Martin Trautwein, der hemdsärmelig und selbstgefällig den großen Gönner spielt.

Im zweiten Teil entpuppt sich dann das Talent Renke Korns, der bislang durch zwei Hörspiele bekannt geworden ist und dessen drittes im Herbst vom WDR/NDR gesendet wird. Im bundesdeutschen Wohlstandmilieu kommt es zur Frage nach Schuld oder Unschuld zwischen Beck ( Horst Christian Beckmann ), der noch höher auf der Erfolgsleiter emporgeklettert ist, und Bertram ( Ludwig Haas ). Ihn hat das Glück verlassen, als Lokalredakteur zittert er um seinen Posten und erhofft Protektion von seinem einstigen Schulfreund. Doch der will sich auf seine Weise an Bertram rächen. Statt großer Worte inszeniert er ein sarkastisches Katz-und-Maus-Spiel, von Kognak beflügelt. Korns Dialoge sind generell ausgezeichnet, aber hier gewinnen sie zusätzlich an Schärfe und Brillanz, sie werden hintergründiger.

Der nüchterne Ernst des ersten Teils wird von einem gelungenen Sarkasmus überspielt, die Darsteller bekommen dadurch entscheidendes Profil. Unüberbrückbar erweist sich der Gegensatz zwischen Beck und Bertram, der sich endgültig als kümmerlicher Egoist und apportierender Hund entpuppt. Beck ködert Bertram mit einem imaginären einflußreichen Onkel. Doch bei allem Übermut bleibt ihm die Erkenntnis der eigenen Mitchuld, die Bertram durch schäbige Selbstrechtfertigung kaschiert. Großartig ist jene Szene, in der der seine Trauer überspielende Beck plötzlich Reime von Schuld und Sterben aus einem alten Totentanz zitiert und Bertram gehorsam und ahnungslos zugleich einfällt. Hier zündet ein Geniefunken!”  Horst Hartmann

 

Renke Korn “Zur Funktion des Theaters”

Renke Korn “ Zur Dramaturgie und Thematik meines Stückes DIE ÜBERLEBENDEN”

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