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Sonntagsgäste

Niemand versteht so richtig, was in den alten Hernstadt gefahren ist.  Ein "Familienmensch" war er nie.  Kinder, Enkelkinder und andere Verwandte hatten in den letzten Jahrzehnten nur losen Kontakt zu ihm, manche kannten ihn nur vom Hörensagen und verspürten wohl auch nicht unbedingt das Bedürfnis, ihn näher kennenzulernen.  Er sei unberechenbar, hieß es, schnell könne seine Freundlichkeit in Aggressivität umschlagen.  Und mit einem Mal will dieser Alte seine Verwandtschaft um sich versammeln.  Am Sonntag soll die Familie bei Kaffee und Kuchen zusammenkommen, da stehe sein Haus offen, erstmalig Ostern.

Ja, das Haus, sein Haus...

Lange Zeit war es nicht das seine, dieses prachtvolle Domizil auf halbem Wege zwischen Berlin und Potsdam.  In den Zwanzigern hatte er die hochherrschaftliche Villa mit Blick auf den See errichten lassen.  Aber nach dem Krieg war es aus mit der Herrschaft über sein Eigentum.  Erst waren die Russen drin, dann ein volkseigenes Institut, während er mit dem Souterrain Vorlieb nehmen mußte.  Ein Maulwurfsdasein.  Doch nun hat er sich wieder emporgearbeitet in die Beletage.  Die Wende machte es möglich.  Und da residiert er jetzt wie ein Krösus, obwohl er offenbar gar kein Krösus ist.  Denn Geld hat er nicht, nur dieses Haus.  Oder hat er mehr Grundbesitz?  Was er von seiner Verwandtschaft eigentlich will, weiß keiner so genau, aber ein Besuch könnte ja nicht schaden . . .

So treffen sie aufeinander: die aus Schmargendorf und die aus Neukölln, die aus Eisenhüttenstadt und die aus Potsdam und die von weiter her.  Ein jeder  bringt seine Geschichte mit und ist auch neugierig auf die Geschichte.  Was haben sie gemein?  Was verbindet diese deutsche Familie? 

Ein halbes Dutzend Autoren haben sich den Sonntagsgästen des Artur Sebaldus Hernstadt zugewandt, Autoren, die ihre Lebenserfahrungen im Osten, und Autoren, die die ihren im Westen gesammelt haben.  Eine Autorenfamilie ist das zwar noch keine, aber sie haben etwas Gutes gemein , sie alle erzählen gern Geschichten.

“Im Nachdenken darüber, wie man das etwas schwierige Zusammenwachsen gerade hier in Berlin und Umgebung facettenreich darstellen könnte, kamen wir in der Hörspielabteilung auf die gute alte Familienserie. Die Familie ist die Welt im Wassertropfen, in ihr spielt sich all das ab, was in der Gesellschaft vorgeht. Manche Familienserien haben allerdings nur die Sonntagsseiten gezeigt.  Nun lassen wir die unsere zwar sonntags spielen, aber daß man die Alltagswelt mit all ihren Wechselfällen darin wiederfindet, dafür bürgen die Autoren und die Mitwirkenden, die wir zur Mitarbeit angesprochen haben.  Wir haben sie um einen Tisch versammelt und konnten bemerken, daß die Neugier aufeinander beflügelt: Man erzählt sich Geschichten, eigene Lebensgeschichten und fremde, und irgendwie fließt alles das ein in jenes erfundene Schicksal von dem alten Hernstadt und seiner weitverzweigten Familie." Lutz Volke

 

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